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Forschung - Dr. Katrin Moeller

NFDI4Memory

Seit April 2023 leite ich die Arbeitsgruppe Task Area 2 "Data Connectivity" als Co-Applicant des Konsortiums NFDI4Memory. Mit der Arbeitsgruppe werden im Rahmen der GND-Agentur "Geschichtswissenschaften, Normdaten & Datenkuration" zahlreiche Ressourcen und Werkzeuge für das Forschungsdatenmanagement im Bereich kontrollierte Vokabulare entstehen.

Alle Informationen zum Projekt werden auf unserem Blog laufend bereitgestellt:

https://blogs.urz.uni-halle.de/nfdi4memory/

Digitalisierung und Langzeitarchivierung der Bonner Längsschnittstudie des Alterns (BOLSA)

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Christina von Hodenberg und Dr. Katrin Moeller

Projektbeginn: 1. April 2017
Projektende: 31. März 2020

Forschungsdaten: Dieser Rohstoff des digitalen Zeitalters ist momentan in aller Munde. Es entstehen für digitale Daten Repositorien der Langzeitarchivierung. Forscher und Forscherinnen wollen oder sollen zukünftig Daten veröffentlichen und damit einer breiten, transdisziplinären Nachnutzung zur Verfügung stellen. In dieser Hinsicht werden momentan große Bemühungen durch die Wissenschaft und Politik vorgenommen.

In den Kellern vieler Forschungseinrichtungen lagern ebenfalls solche Daten. Allerdings befinden sie sich häufig in einem Dornröschenschlaf, da sie aus Akten, Tonbändern, Notizen oder anderen Medien bestehen, die heute nicht mehr immer ohne weiteres les- und verstehbar sind. Bei ihrer Suche nach Studien zur Altersforschung stieß die Historikerin Christina von Hodenberg im Jahr 2014 auf einen solchen Bestand: die Akten und Tonbänder der Bonner Längsschnittstudie des Alterns (BOLSA).

Fast zwanzig Jahre lang, von 1965 bis 1984, erforschte ein Team um Prof. Dr. Hans Thomae und Prof. Dr. Ursula Lehr Fragen des Alterns und von Alternsprozessen. Dieser Ansatz war 1964/65 innovativ.Längsschnittstudien führte man vornehmlich mit jungen Menschen durch. Thomae und Lehr übertrugen das Modell jedoch in die Altersforschung und initiierten damit eine der bedeutensten Längsschnittstudien überhaupt.

Im Mittelpunkt standen psychologische Forschungsthemen zur Analyse erfolgreicher Formen des Alterns und von Faktoren der Langlebigkeit. Ursprünglich integrierte die Studie insgesamt 222 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Ausgewählt wurden zu fast gleichen Teilen Frauen und Männer aus zwei Alterskohorten der zwischen 1880-1885 sowie 1900-1905 Geborenen. Während sich die erste Alterskohorte zu Beginn der Studie bereits im Ruhestand befand, stand die zweite kurz vor dem Eintritt in das Rentenalter (Thomae/Lehr 1987, 7). Beide Gruppen hatten entweder als Kinder oder junge Erwachsene den ersten Weltkrieg und als handelnde Generation den zweiten Weltkrieg erlebt. Gezielt wurden nicht nur auch Frauen in die Stichprobe einbezogen - 1964 gehörte dies noch nicht zwangsläufig zum Standard - sondern vor allem Menschen aus den unteren Mittelschichten gefunden.

Die Resultate des großen, interdisziplinär angelegten Forscherteams überzeugten nicht nur die Wissenschaft, sondern gleichermaßen die Probanden wie Drittmittelgeber. Die an der BOLSA beteiligten Forscher wurden Vorreiter der neu entstehenden Disziplin der Psycho- und Sozialgerontologie in Westdeutschland. Es gelang ihnen, sich nach dem zunächst geplanten fünfjährigen Forschungszyklus großzügige Förderungen von Seiten der VW-Stiftung und der DFG zu sichern, sodass 81 der ursprünglich 222 Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieser Studie über einen Zeitraum von 15 Jahren befragt werden konnten. Immerhin noch 34 Probanden nahmen am letzten der acht Untersuchungszyklen nach 20 Jahren teil (Thomae/Lehr 1987, 7f.).

Nach der breiten Auswertung der Ergebnisse bis in die 1990er Jahre und dem eigenen Ruhrestand vieler Forschenden geriet der Bestand allmählich in Vergessenheit. Es ist kein Zufall, dass jetzt vor allem Historikerinnen den Bestand "wiederentdeckten". Mittlerweile ist die BOLSA selbst zu einer Quelle der Zeitgeschichte geworden, legten hier doch Generationen Zeugnis ab, die beide Weltkriege und die Nachkriegszeit bewusst erlebt hatten.

Es ist der Sprung über die Grenzen der eigenen Fachdisziplin, der dem Altbestand der psychologischen Forschung auch heute zu einem hohen Forschungspotential verhilft. Für Sprachwissenschaftler, Soziologen, Demografen, Historiker, Mediziner etc. bietet die BOLSA eine Fülle von Quellen und Daten an, der gegen den Strich (also den ursprünglichen Verwendungszweck) gebürstet, neue Forschungsthemen und Einsichten verspricht.

Mittlerweile wurde der gesamte Forschungsdatenbestand in das Historische Datenzentrum Sachsen-Anhalt überführt. Der Bestand wurde verzeichnet, signiert und zur Digitalisierung kollationiert. Ebenso konnte das Datenzentrum die datenschutzrechtlichen Aspekte zur Digitalisierung und Bereitstellung der Forschungsdaten klären. Momentan wird der Bestand digitalisiert und anschließend in einem Forschungsdatenportal mit verteilten Ressourcen der Wissenschaft zugänglich gemacht.

Wir danken der VW-Stiftung herzlich für die Förderung, welche die Digitalisierung und Bereitstellung von ca. 3.600 Stunden Tonbandaufzeichnungen und ca. 40 m laufenden Akten ermöglicht. Die Bereitstellung der Audiodokumente erfolgt in Kooperation mit dem "Archiv für Gesprochenes Deutsch". Die Verknüpfung der verteilten Ressourcen sowie die Zusammenführung in einer geschützten Datenumgebung wird über das Servicezentrum eSciences (FuD) gewährleistet.

Logo VW-Stiftung

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Servicezentrum eSciences, FuD

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Durch Leistung zur Ehre! Berufswahl, Erwerbsbiografien und Berufsidentität in der städtischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts
Through performance to honor. Career choice, working biographies and job identity in urban societies of the 18th century.

Das Projekt fragt nach der Entstehung und dem Wandel beruflicher Orientierung entlang von individuellen Erwerbsbiografien sowie den sozial-familiären Faktoren von Berufswahl, Karriere und Berufstradierung in der städtischen Lebenswelt des "langen 18. Jahrhunderts". Mithin wird das Ausmaß beruflicher Mobilität in der Transformation von der Stände- zur Klassengesellschaft empirisch fassbar. Im Mittelpunkt steht die Analyse von Mustern der generativen Weitergabe beruflicher Positionen und Ressourcen (intergenerationale Mobilität, Generationenmobilität) sowie individueller, lebenslaufbezogener Ereignisse der Erwerbsbiografien (intragenerationale Berufslaufbahn, Karrieremobilität). Da einzelne Berufsstationen durch die quellenspezifische Struktur mit demografisch-kulturellen Lebensereignissen verknüpft sind, erlaubt die Untersuchung die Identifizierung erwerbsspezifisch-demografischer Passagen im Lebensverlauf. Zentraler Ansatzpunkt des Projektes ist eine Überprüfung der These von der Epochenbindung normierter Erwerbsbiografien und Lebensverläufe sowie von Berufsidentitäten an die Moderne.

Soziale Mobilität bestimmt sich aus der Chance, eine begehrte berufliche Position zu erlangen. Da Mobilitätsprozesse als wichtiger für innergesellschaftliche Strukturierungsprozesse erachtet werden als etwa soziale Ungleichheit im Sinne einer ungleichen Verteilung von Gütern, lässt die Analyse der Berufsmobilität zentrale Rückschlüsse auf Vergemeinschaftungs- und Vergesellschaftungsformen, Berufsidentität und Individualisierung in der Umbruchszeit des 18. Jahrhunderts zu.

Die Analyse erfolgt über einfache Familienrekonstitutionen (Kinder-Eltern, hier Stammfamilien genannt) anhand vitalstatistischer Quellen (Eheschließungen, Taufen, Sterbefälle) einer komplexen Stadtgesellschaft (Halle, 1670-1820). Sie verfolgt die Frage, welche Reichweite und Formen die gegenwärtig unterstellte sukzessive generative Homogenisierung der Erwerbsbiografie sich bei gleichzeitiger individualisierter Berufswahl und Herauslösung von Erwerbsarbeit aus dem häuslichen Kontext empirisch belegen lassen. Ausgehend von der These des Wandels eher klientelistisch-vertikal orientierter Vergemeinschaftung in der Ständegesellschaft zu eher sozial homogenen und oftmals auf Verwandtschaftsbeziehungen beruhenden Netzwerken im 19. Jahrhundert wird hier differenzierend die berufsspezifische Dimension dieses Wandlungsprozesses analysiert.

Das Projekt ist in enger Kooperation mit dem Projekt "Konnubiale Verflechtungen. Städtische Heiratskreise und soziale Klassenbildung im epochenübergreifenden Vergleich (Halle, Weimar, Jena 1670-1914)" geleitet von Prof. Dr. Manfred Hettling und PD Dr. Klaus Ries verknüpft.

English

The goal of our project is to identify development and change of professional orientation in context of individual careers and new social and family factors for career choice, career itself and handing down jobs within the urban living environment of the “long eighteenth century”. Hence the extent of job mobility in the transformation of the estate-based society-to Class society is empirically tangible. We focus on the analysis of patterns of generative distribution of professional positions and resources (inter-generational mobility, generational mobility) as well as individual, life-course-related events of the careers (intragenerational career, career mobility). Since individual professional stations are linked by the source specific structure with demographic-cultural life events, we are able to identify acquisition-specific demographic passages in the life course. A crucial starting point of the project is a review of the theory of the era bond normalized careers and life courses as well as professional identities' obligation to modernity.

Social mobility is determined by the chance to gain a coveted professional position. Since mobility processes are considered more important to intra-societal structuring processes than social inequality in terms of an unequal distribution of goods, the analysis of occupational mobility allows central conclusions on forms of communitarisation and socialization, professional identity and individualization in the upheaval of the 18th century.

The analysis is performed with simple family reconstitution (children-parents, called “stock families”) based on vital statistical sources (marriages, baptisms, deceases) of a complex urban society (Halle (Saale), 1670-1820). It pursues the question what range and forms of currently assumed gradual homogenization of the generative work history can be empirically verified, while individualized career and separation of paid work from the home context proceeded simultaneously. Based on the theory of change from rather clientele-vertically oriented communitarisation in the stands society to more socially homogeneous, and often kinship based networks in the 19 th Century the occupation-specific dimension of that transformation will be analyzed in a nuanced way.

The project is linked closely in collaboration with the proposed project "Connubial networks. Urban marriage circles and social classbuilding in cross-epochal comparison (Halle, Weimar, Jena 1670-1914)" by Prof. Dr. Manfred Hettling and PD Dr. Klaus Ries.

Mit freundlicher Förderung der Fritz Thyssen Stiftung, Projektförderung.

Mit freundlicher Förderung der Fritz Thyssen Stiftung, Projektförderung.

Mit freundlicher Förderung der Fritz Thyssen Stiftung, Projektförderung.

Mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung (Projektförderung)


Historisches Häuserbuch Dresden

Im Rahmen des Projektes wird ein historisches Stadtinformationssystem für die Stadt Dresden im 16. Jahrhundert erarbeitet, für das topographische Daten mit sozial-, wirtschafts-, kultur- und politikgeschichtlichen elektronisch gesammelt und aufbereitet werden. Das System bietet die Grundlage für eine Fülle fachwissenschaftlicher, denkmalpflegerischer, musealer und touristischer Anwendungs- und Weiterverarbeitungsmöglichkeiten.


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