Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hallesches Wappen

Weiteres

Login für Redakteure

Forschung

Forschungsschwerpunkte

  • moderne osteuropäische Geschichte, insbesondere Geschichte Polens und der Ukraine im 19. und 20. Jahrhundert
  • Holocaust und Zweiter Weltkrieg
  • Nationalismus
  • die Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert

Die Sowjetunion, der ukrainische Nationalismus und die westliche Öffentlichkeit im Kalten Krieg – Propaganda, Politik und die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg

Das Projekt untersucht sowjetische Darstellungen des ukrainischen Nationalismus und sowjetische Versuche, das Bild der ukrainischen Nationalisten in den Ländern des Westens zu beeinflussen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Zeit des Kalten Kriegs. Im Zentrum sowjetischer Darstellungen stand die Zusammenarbeit ukrainischer Nationalisten mit dem nationalsozialistischen Deutschland während des Zweiten Weltkriegs. Sowjetische Darstellungen knüpften aber auch an ältere Bilder der ukrainischen Nationalisten aus der Vorkriegszeit an. Insgesamt leisteten sie, so eine der Ausgangsthesen des Vorhabens, keinen Beitrag zur historischen Aufklärung, sondern konstruierten ein Feindbild, das in Teilen der ehemaligen Sowjetunion bis in die Gegenwart wirksam ist. Noch im Jahr 2014 trug seine Instrumentalisierung in russischen Medien dazu bei, dass im Osten der Ukraine ein bis heute andauernder Krieg entstand.

Das Projekt analysiert am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, der USA und Kanadas aber auch den Diskurs über die ukrainischen Nationalisten in der Öffentlichkeit westlicher Länder, um festzustellen, ob und wie sowjetische Darstellungen rezipiert wurden. Es fragt darüber hinaus danach, auf welchen anderen Wegen und in welchen Kontexten sowjetische Aktivitäten Vorstellungen über den ukrainischen Nationalismus im Verhältnis zu anderen Faktoren in der westlichen Öffentlichkeit beeinflussten. Dafür untersucht das Projekt drei größere öffentliche Diskussionen, in denen wesentliche Aspekte die ukrainischen Nationalisten und die ukrainische Diaspora betrafen. In allen diesen Debatten stand die Zeit des Zweiten Weltkriegs im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich um Diskussionen über die Einwanderung der „Displaced Persons“ in den USA und Kanada Ende der 1940er Jahre, die Debatte in den Jahren 1959/60 über den damaligen westdeutschen Minister Theodor Oberländer und das ukrainische Bataillon „Nachtigall“ im Jahr 1941 sowie Ermittlungen der Justiz in den USA, Kanada und anderen Ländern gegen osteuropäische Immigranten der Nachkriegszeit in den 1970er und 1980er Jahren wegen Verdachts an Verbrechen unter der deutschen Herrschaft während des Zweiten Weltkriegs beteiligt gewesen zu sein.

Das Projekt fragt darüber hinaus danach, inwieweit die Diskussionen in der westlichen Öffentlichkeit wiederum auf die Darstellung der ukrainischen Nationalisten in der Sowjetunion zurückwirkten. Damit ist das Vorhaben als Beitrag zu einer Verflechtungs- und Wissensgeschichte des Kalten Kriegs konzipiert. Es untersucht den ukrainischen Fall, berücksichtigt aber auch Zusammenhänge mit anderen, ähnlichen Fällen, vor allem denjenigen der baltischen Länder.

Zum Seitenanfang