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Inhaltsverzeichnis 2007

2007/1 (Heft 17)

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Inhaltsverzeichnis

Hans Goldenbaum
Nicht Täter, sondern Opfer? Ilja Ehrenburg und der Fall Nemmersdorf im kollektiven Gedächtnis der Deutschen (7-38)

Dietmar Schulze
„Sonderzug nach Lichtenburg“ – Häftlingstransporte ins Konzentrationslager (39-54)

Sven Langhammer
Die reichsweite Verhaftungsaktion vom 9. März 1937 – eine Maßnahme zur „Säuberung des Volkskörpers“ (55-77)

Sascha Möbius
Magdeburg und der Ungarnaufstand 1956 – die Kultur der Lüge (78-105)


Resümees / Abstracts

Nicht Täter, sondern Opfer? Ilja Ehrenburg und der Fall Nemmersdorf im kollektiven Gedächtnis der Deutschen
Hans Goldenbaum, Student, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Geschichte

Die Auseinandersetzung um die Vergangenheitsbewältigung der Deutschen hat in den letzten Jahren nicht zuletzt auch durch populistische Debatten das verstärkte Interesse der breiten Öffentlichkeit gefunden. Am Beispiel der in Deutschland auch heute noch kontrovers geführten Diskussion um Ilja Ehrenburg und die ab Herbst 1944 von sowjetischen Soldaten an deutschen Zivilisten verübten Verbrechen untersucht dieser Beitrag, inwieweit nationalsozialistische Topoi im kollektiven Gedächtnis der Deutschen bis in die Gegenwart verankert sind. Nicht der Kalte Krieg und die Pflege des antibolschewistischen Feindbildes – so die zentrale These des Autors – sondern die NS-Propaganda hat im Kollektivbewusstsein der Deutschen das Bild von der eigenen Opferschaft geprägt.

„Sonderzug nach Lichtenburg“ – Häftlingstransporte ins Konzentrationslager
Dr. Dietmar Schulze, Historiker, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Senckenbergisches Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

In der Literatur wird nur gelegentlich von marschierenden Häftlingskolonnen berichtet – dass ein reibungsloser Transport der Gefangenen nur durch eine Kooperation vieler Instanzen möglich war, bleibt aber meist unbeachtet. Dieses Zusammenspiel von Regierungsbehörden, Deutscher Reichsbahn, Polizei und SS wird in diesem Beitrag am Beispiel des frühen Konzentrationslagers Lichtenburg aufgezeigt. Deutlich wird dabei, dass über den konkreten Einsatz der verschiedenen Transportmittel und -möglichkeiten situationsabhängig entschieden wurde, sich aber die Organisation der Transporte nicht wesentlich änderte.

Die reichsweite Verhaftungsaktion vom 9. März 1937 – eine Maßnahme zur „Säuberung des Volkskörpers“Sven Langhammer M.A., Historiker, Halle (Saale)

Ab dem 9. März 1937 nahm die deutsche Kriminalpolizei in einer reichsweiten Aktion ca. 2.000 als „Berufs- und Gewohnheitsverbrecher sowie gewohnheitsmäßige Sittlichkeitsverbrecher“ klassifizierte Personen in polizeiliche Vorbeugehaft. Wie seit Dezember 1933 üblich, wurden die Vorbeugehäftlinge in Konzentrationslagern (KZ) interniert. Während die Entwicklung der Kriminalprävention im Dritten Reich als gut erforscht gelten kann, trifft dies für die Haftwege der Vorbeugehäftlinge weniger zu. Dieser Beitrag untersucht, wie viele zur Internierung vorgesehene Betroffene in die KZ Dachau, Lichtenburg, Moringen, Sachsenburg und Sachsenhausen verbracht wurden, woher sie kamen und wie sich deren weitere Haftwege gestalteten.

Magdeburg und der Ungarnaufstand 1956 – die Kultur der Lüge
Dr. Sascha Möbius, Historiker, Leiter der Gedenkstätte Moritzplatz, Magdeburg

Die SED-Propaganda versuchte, der DDR-Bervölkerung den Volksaufstand in Ungarn 1956  als einen vom Westen geplanten Versuch von „Horthy-Faschisten“, Großgrundbesitzern und Kapitalisten darzustellen, die die vorsozialistischen Machtverhältnisse in Ungarn wiederherstellen wollten und das Land mit Terror gegen Kommunisten und Arbeiter überzogen. Wie diese Fallstudie zum Bezirk Magdeburg zeigt, stießen die Darstellungen der SED-Presse, die bewusst Parallelen zu den Ereignissen um den 17. Juni 1953 zogen, bei weiten Bevölkerungskreisen auf taube Ohren und sogar auf Protest. Trotzdem hatte die Ungarnkrise für die DDR eine systemstabilisierende Wirkung. Denn die in systemkritischen Kreisen zunächst aufkeimende Hoffnung auf eine erneute Erhebung gegen das SED-Regime wie im Juni 1953 schlug nach der brutalen Niederschlagung des Aufstands in Ungarn in Resignation und Angst um.

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