Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Der kleine Trompeter

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Forschung

Forschungsschwerpunkte

  • Oral History und Erfahrungsgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert
  • Alltags- und Arbeitsgeschichte der DDR und ostdeutschen Transformationsgesellschaft
  • biografische Forschung
  • Vermittlung und Transfer von Zeitgeschichte

Dissertationsprojekt

„In Klitschen arbeiten. Eine Erfahrungsgeschichte der Arbeitswelten privater Kleinbetriebe in den langen 1980er Jahren in der Region Leipzig“, gefördert von der DFG

Das Projekt untersucht mit den privatgeführten Kleinbetrieben aus Handwerk, Kleingewerbe und Handel eine bisher kaum beachtete Facette der Arbeitswelt in der späten DDR und im Übergang zur bundesrepublikanischen Marktwirtschaft. Ausgangspunkt ist der gewerbepolitische Richtungswechsel des SED-Regimes seit 1976, der dazu führte, dass 1989 wieder ca. 470.000 DDR-Bürger:innen in einem der knapp 100.000 Privatbetriebe arbeiteten. Obwohl die SED sie ideologisch als überholt betrachtete, blieb das Regime volkswirtschaftlich auf diese Privatbetriebe angewiesen, da sie wichtige Aufgaben in der Bevölkerungsversorgung übernahmen. Zwei Drittel der Betriebe behaupteten sich in den turbulenten Fahrwassern der ersten Transformationsjahre (bis ca.1992).

Am Beispiel der Region Leipzig soll ergebnisoffen der Frage nachgegangen werden, inwiefern diese Betriebe eine alternative Arbeitswelt zu jener der Staatsbetriebe in der späten DDR darstellten und welche Folgen der Zusammenbruch des staatssozialistischen Systems für sie hatte. Im Zentrum des Interesses steht der Betrieb als Erfahrungsraum seiner Eigentümer:innen und Beschäftigten. Hierfür werden zwei Untersuchungsfelder und ihre Wechselwirkungen ausgeleuchtet. Zum 1.) wird die äußere Welt der Betriebe untersucht, um die vielfältigen Beziehungen der Betriebe bzw. der Betriebsangehörigen zu ihren gesellschaftlichen Umfeldern aus Staat, Partei, Gewerkschaften, Bevölkerung und anderen Betrieben zu rekonstruieren. Das Hauptaugenmerk der Untersuchung aber liegt 2.) auf der inneren Welt der Betriebe, d.h. den innerbetrieblichen Interaktionen, um nachvollziehen zu können, wie soziale Beziehungen und Politiken funktionierten und inwiefern und gegebenenfalls weshalb sie sich im Untersuchungszeitraum veränderten. Anhand von eigens für dieses Projekt geschaffenen Oral-History-Quellen, die um Archivquellen ergänzt werden, sollen die spezifischen Erfahrungen, die diese Arbeitswelt hervorbrachte, identifiziert und analysiert werden. Damit trägt dieses Projekt zur Korrektur der Fehlwahrnehmung bei, die Arbeitswelt der DDR sei fast ausschließlich von den staatlichen Großbetrieben geprägt worden. Zugleich verspricht es eine Verfremdung des Blickes auf die „typischen“ Arbeitswelten der Staatsbetriebe und damit einen innovativen Zugang zum Verständnis der Arbeitsgesellschaft der späten DDR und der jungen wiedervereinigten Bundesrepublik insgesamt.

Bericht zur Forschungsreise 2022 nach Israel

2020-2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Lea Grundig 1906-1977. Migrationserfahrungen im 20. Jahrhundert“

Jeannette van Laak und Lisa Weck auf den Spuren von Lea Grundig in Isreal

Jeannette van Laak und Lisa Weck auf den Spuren von Lea Grundig in Isreal

Jeannette van Laak und Lisa Weck auf den Spuren von Lea Grundig in Isreal

Seit Juli 2020 forschen Jeannette van Laak und Lisa Weck im Rahmen eines DFG-Forschungsprojekts zum Leben und Schaffen der deutsch-jüdischen Künstlerin Lea Grundig, die von 1940 bis 1948 im Britischen Mandatsgebiet Palästina lebte. Anfang März reisten sie nach Israel, um ihren Spuren dort nachzugehen. Lisa Weck gibt in einem Bericht ihre Eindrücke von der Reise wieder.
lea_grundig_weck_2022.pdf (944,8 KB)  vom 27.04.2022

Lea Grundig (1906-1977). Migrationserfahrungen im 20. Jahrhundert

Das Forschungsprojekt verfolgt die Frage, wie sich der Blick auf eine bzw. die Wahrnehmung über einer Person verändert, wenn der Erfahrungsraum der Migration den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet. Hierfür werden Fragen der historischen Migrationsforschung mit Fragen der Wissensgeschichte zur Migration und mit Aspekten der Gendergeschichte verbunden. Im Mittelpunkt des Projektes stehen die mehrfachen Migrationserfahrungen der Grafikerin und späteren SED-Kulturfunktionärin Lea Grundig: Deren jüdisch-orthodoxe Herkunftsfamilie war im frühen 20. Jahrhundert aus Galizien nach Dresden umgezogen, in den 1930er Jahren dann nach Palästina emigriert und dort sesshaft geworden, während die Künstlerin Grundig 1948/49 nach Dresden und damit in die SBZ/DDR zurückkehrte. Emigration und Remigration sollen auf erfahrungsgeschichtliche Dimensionen hin befragt werden, da diese sowohl innerhalb der Familie weitergegeben wurden, als auch eigene Erfahrungen lebensgeschichtlich zu integrieren waren. Darüber hinaus brachte sich Grundig auf den verschiedenen Lebensstationen als Künstlerin in die jeweiligen öffentlichen Diskurse ein, so dass man an ihrem Beispiel exemplarisch nachverfolgen kann, wie migrantisches Erfahrungswissen generiert und in die jeweilige Aufnahmegesellschaft eingebracht wurde. Neben Briefen, Tagebüchern und Manuskripten steht hierfür ein bildnerischer Nachlass zur Auswertung bereit, der etwa tausend während der Emigration entstandene Illustrationen umfasst und auszugsweise in die Analyse mit einbezogen wird. Im Ergebnis wird eine Biografie entstehen, die danach fragt, wie die erzwungene und die selbstbestimmte Migration im 20. Jahrhundert das Leben einer Künstlerin prägten, die sich zeitlebens in den für deutsch-jüdische Kommunistinnen oft charakteristischen Spannungsfeldern zwischen Emanzipation und Einbindung bzw. Aufbruch und Anpassung bewegte.

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