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Forschung - Prof. Dr. Monika Neugebauer-Wölk

Forschungsprojekte

Geschichte der  esoterischen Bewegungen in der Frühen Neuzeit

Die Arbeiten zum Thema der esoterischen Bewegungen in der Frühen Neuzeit richten sich auf eine Neukonzipierung europäischer Religionsgeschichte innerhalb der Geschichtswissenschaft. Ausgangspunkt ist die Feststellung, daß die bisherige Wahrnehmung mit ihrer Entgegensetzung der konfessionellen Geschichte des Christentums auf der einen Seite, kultur- und alltagsgeschichtlich behandelten Phänomenen einer devianten Volksreligiosität auf der anderen Seite den einschlägigen frühneuzeitlichen Strukturen nicht adäquat ist. Das religiöse Konzept der Esoterik mit seiner hermetisch-neuplatonischen Grundlage und seinen magisch-alchemistischen, astrologischen und kabbalistischen Elementen ist vielmehr ebenfalls eine Ausdrucksform der Hochkultur, die sich als "Gelehrtenreligion" der Renaissance im 15. Jahrhundert formiert. Die genaue Kenntnis esoterischer Denkformen ist unerläßlich für ein umfassendes Verständnis religiöser Implikationen zeitgenössischer Verhaltens- und Entscheidungsmuster auf allen Ebenen der Entwicklung frühneuzeitlicher Gesellschaft und Politik. Das Interesse dieses Forschungsprojekts ist daher schwerpunktmäßig auf die Klärung grundsätzlicher konzeptioneller Fragen gerichtet (vgl. einführend Neugebauer-Wölk: Esoterik in der Frühen Neuzeit. Zum Paradigma der Religionsgeschichte zwischen Mittelalter und Moderne, in: Zeitschrift für Historische Forschung 27 [2000], S. 321-364 und dies.: Esoterik und Christentum vor 1800. Prolegomena zu einer Bestimmung ihrer Differenz, in: Aries. Journal for the Study of Western Esotericism 3 [2003], S. 127-165).


Ein zweiter Akzent dieser Arbeit liegt im Bereich der Forschungen zu Sozietäten, Freimaurerei und Geheimbünden als Fiktion und Realität im 17. und 18. Jahrhundert.  Das Projekt zur Untersuchung frühneuzeitlicher esoterischer Bewegungen gehört zum Arbeitsbereich "Religions- und Geistesgeschichte der Frühen Neuzeit", einem der acht Forschungsschwerpunkte der Universität Halle-Wittenberg (vgl. "Entwicklungskonzept Martin-Luther-Universität 2012" November 2003, S. 9).


DFG-Forschergruppe: "Die Aufklärung im Bezugsfeld neuzeitlicher Esoterik"  (DFG-Projekt 529)

http://www.izea.uni-halle.de/forschergruppe/index.htm

Das 18. Jahrhundert gilt nicht nur als das Zeitalter der Vernunft, sondern auch als eine Epoche, in der Sinnlichkeit und Affekt, Phantasie und Spiritualität in verschiedenster Hinsicht maßgeblich wurden. In der Aufklärungsforschung hat man diese zum Teil gegenläufigen Tendenzen meist als innere Widersprüche der Zeit aufgebaut und in dualistischen Entgegensetzungen wie dem Begriffspaar der 'Aufklärung' und 'Gegenaufklärung' beschrieben. In der gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskussion zum 18. Jahrhundert hingegen haben integrative Zugänge zum "Anderen der Vernunft" und zum "Dunklen in der Aufklärung" einen immer höheren Stellenwert. Doch obwohl auf die lange Zeit üblichen Polarisierungen nun vielfach verzichtet wird, ist bisher nicht geklärt, wie der Begriff des Anderen der Vernunft aus seiner zeitgenössischen Unschärfe herausgeführt und für die wissenschaftliche Analyse aufbereitet werden könnte. Zur Überwindung dieses Defizits möchten wir als Forschergruppe durch eine Verbindung von Aufklärungs- und Esoterikforschung beitragen. 'Esoterik' steht dabei für ein Spektrum abendländischer Glaubens- und Wissenstraditionen, die in das 18. Jahrhundert hineinreichen und dort in unterschiedlichster Weise aufgenommen, kritisiert und modifiziert wurden. Ein wichtiges Ergebnis dieser Konfrontation ist beispielsweise die "aufgeklärte" oder "vernünftige Esoterik", deren Vertreter sich ebenso dem zeitgenössischen Vernunftdenken zurechnen wie sie sich esoterischer Topoi bedienen. Ziel der Gruppenarbeit ist es, ein umfassendes Konzept historischer Einordnung für die "esoterischen" Seiten der Aufklärung zu entwickeln und das, was zuvor aus dem Aufklärungsprozess ausgegrenzt wurde, in ein innovatives Gesamtverständnis der Epoche einzufügen. Die Einzelprojekte sind an diesem Ziel ausgerichtet und befassen sich mit dem für Halle spezifischen Verhältnis von Esoterik, Pietismus und Frühaufklärung, mit der Esoterik im Wolffianismus, mit Emanuel Swedenborgs Stellung innerhalb der aufklärerischen und esoterischen Diskurse des 18. Jahrhunderts, mit Johann Georg Hamanns Ästhetik im Bezugsfeld von Aufklärung, Christentum und Esoterik, mit Hieroglyphik und Natursprache in der westeuropäischen Aufklärung und schließlich – wiederum ganz auf den Standort Halle bezogen – mit dem "Vernünftigen Christentum" im Spannungsfeld esoterisch-masonischer Entwicklung.


Abgeschlossene Qualifikationsarbeiten

  • Holger Zaunstöck: Sozietätslandschaft und Mitgliederstrukturen. Die mitteldeutschen Aufklärungsgesellschaften im 18. Jahrhundert"; Phil. Diss. Universität Halle-Wittenberg 1998.
  • Renko Geffarth: Religion und arkane Hierarchie. Der Orden der Gold- und Rosenkreuzer als Geheime Kirche im 18. Jahrhundert. Phil. Diss. Universität Halle-Wittenberg 2004.
  • Axel Oberschelp: Lehrerausbildung und Lehrertätigkeit im halleschen Waisenhaus im 18. Jahrhundert. Entwurf, Durchführung und Wirkungsmächtigkeit einer frühneuzeitlichen Bildungskonzeption, Phil. Diss. Universität Halle-Wittenberg 2004.
  • Claus Bernet: Gebaute Apokalypse. Die Utopie des Himmlischen Jerusalem von der Täuferherrschaft zu Münster über pietistische Projekte bis zur Siedlung Friedensthal, Phil. Diss. Universität Halle-Wittenberg 2005.
  • Dr. Holger Zaunstöck: Das Milieu des Verdachts. Denunziation und Politikgestaltung in Universitätsstädten des 18. Jahrhunderts (Habilitationsprojekt)

Laufende Qualifikationsarbeiten

  • Dr. Markus Meumann: Der Krieg der Herren und das Recht der Untertanen. Einspruch und Widerstand bei militärischer Besetzung im 17. Jahrhundert (Habilitationsprojekt)

Magisterarbeiten

  • Paula Wachsmuth: Frauenzeitschriften im Zeitalter der Aufklärung. Das Magazin für Frauenzimmer (2007)
  • Thomas Severin: Rügegerichte in Anhalt am Beispiel des Klage- und Rügegerichts zu Volkmannrode und des Feldrügegerichts zu Meinsdorf (2007)
  • Antje Fasshauer: Die Haskala in Dessau - Jüdische Aufklärung zur Regierungszeit des Fürsten Franz (1758-1817) (2007)
  • Andreas Stoll: Der Siebenjährige Krieg als frühmoderner Krieg (2008)
  • Tanja Peisker: Die Rolle von Kindern in Hexenprozessen (2008)
  • Hannes Krause: Wege nach Deutschland. Das Ausgreifen der Hexenverfolgung aus ihrem Ursprungsgebiet ca. 1440-1500
  • Manja Quakatz: Osmanische Konvertiten und Zwangsgetaufte. Religiöse und kulturelle Grenzgänger im Alten Reich (1683-1710)
  • Antje Thümmler: Privatbibliotheken im 18. Jahrhundert - Die Sammlung des halleschen Ratmanns Johann Wilhelm Loeper

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