Lehre
„Macht aus dem Staat Gurkensalat!“ – Graphic History-Workshop im Sommersemester
Weimar, 1983: Teenager besprühen eines Nachts Hauswände mit Losungen wie „Alle Macht der Phantasie“ und „Macht aus dem Staat Gurkensalat!“. Sie werden vom SED-Staat wegen „Rowdytums“ verurteilt und in der Erfurter Andreasstraße inhaftiert. Mit ihrer Geschichte des jugendlichen Widerstandes befasst sich im Sommersemester 2021 das virtuelle Blockseminar „Jugdenwiderstand zeichnen – Ein Graphic History-Workshop “.
Das Seminar ist an der Professur für Geschichte der Neuzeit angesiedelt und in Kooperation mit der Gedenkstätte Andreasstraße (Erfurt) sowie dem Bund für Bildung (Berlin) konzipiert worden. Im Kern des Lehrangebotes steht die Frage, wie sich historische Ereignisse graphisch vermitteln lassen. Neben dem Kennenlernen der Public History und der Visual History als Bereiche der Geschichtswissenschaft, geht es deshalb vor allem um das Reflektieren deren Mehrwertes für die eigene Gechichtsaneignung sowie die Potentiale für schulische und außerschulische Bildungsarbeit. Der Transfer von Theorie zu Praxis soll über Einblicke in die Graphic-Novel-Projekte der Gedenkstätte Andreasstraße gelingen. Die Studierenden erhalten so praktische Tipps, um anschließend selbst erzählend und zeichnend aktiv werden zu können.
In diesem Sinne hat das Seminar mit online-Workshop zu Graphic History Modellcharakter: Konzipiert im Rahmen des Projekts “Geschichtsbewusst! Neue Lernkonzepte für Geschichts- und Demokratievermittlung” streben die beteiligten Partnerinstitutionen ein neues, gemeinsames Lehr- und Bildungsformat für angehende Historiker*innen und Geschichtslehr*innen an. Dieses soll Studierenden den Zugang zu kreativen Vermittlungsansätzen nahebringen und Anregungen zur individuellen Nutzung dieser Zugänge eröffnen. Zugleich bietet das Seminar die Möglichkeit, sich aktiv in die Entwicklung des Bildungsformats für die Zielgruppe Studierende an der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße einzubringen.
Die Anmeldung zum Seminar ist ab dem 22. März 2021 über StudIP möglich. Fragen und Anmerkungen können gerne an Yvonne Kalinna gerichtet werden. yvonne.kalinna@geschichte.uni-halle.de
Fassadenausschnitt der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße
Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße
Die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße veranstaltet seit ihrer Eröffnung 2012 regelmäßig Workshops für Jugendliche, bei denen sie popkulturelle Elemente einbeziehen, also etwa Comics oder Stop-Motion-Filme entwickeln, Radiosendungen oder Popsongs produzieren. Ob an der Spraydose, mit dem Mikrofon, der Kamera, dem Stift in der Hand oder Kopfhörern auf den Ohren: Bei uns probieren sich die jugendlichen Teilnehmer*innen aus. Jedes Projekt beginnt mit dem Erforschen der Geschichte des Hauses, insbesondere der Geschichte der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit und der Friedlichen Revolution in Erfurt. Im nächsten Schritt lernen sie Künstler*innen kennen. Mit ihnen transformieren die Jugendlichen das Gesehene und Gehörte im gemeinsamen Projekt zu einem Lied, einem Comicfragment, einer Radiosendung oder einem Film.
https://www.stiftung-ettersberg.de/andreasstrasse/kubus-der-friedlichen-revolution/
Bund für Bildung e.V.
Bildung ermöglicht allen Menschen den Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe und trägt damit zur Verwirklichung demokratischer Grundwerte bei. Der Bund für Bildung sieht es dementsprechend als seine Aufgabe an, die Öffentlichkeit über Bedarfe und Lösungsangebote in der Bildungs-, Kinder- und Jugendarbeit zu informieren, Multiplikator*innen in der Themen-, Werte-, und Kompetenzvermittlung zu unterstützen und die Zielgruppen über partizipative Projekte zu erreichen. Das Projekt „Geschichtsbewusst!“ bringt Expert*innen der universitären und unterrichtspraktischen Lehrkräfteausbildung, der Schulpraxis, der Archiv- und Gedenkstättenpädagogik sowie der politischen Bildung in einem Multi-Stakeholder-Prozess zusammen. Ziel ist es, angehende Lehrer*innen in der Vermittlung der deutschen Teilungs- und Einheitsgeschichte zu stärken. Gemeinsam identifizieren sie Herausforderungen, erarbeiten Lösungsansätze und erproben diese in Pilotaktionen. Das Projekt wird vom Bund für Bildung e.V. geleitet und von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.