Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Studenten besuchen eine Vorlesung.

Weiteres

Login für Redakteure

Lehrveranstaltungen

Wintersemester 2023/24

Chancen und Grenzen einer europäischen Geschichte – Methoden, Narrative, Identitäten
BA-VM
In der gegenwärtigen Diskussion über Europa werden einerseits die unterschiedlichen Erfahrungs- und Erinnerungsräume im Osten und Westen des Kontinents deutlich. Andererseits zeigt sich, dass die Europäische Union für eine gemeinsame Wertekanon steht, der sich in demokratischen Modellen der Staats- und Gesellschaftsordnung niederschlägt und Ergebnis historischer Entwicklungen ist. Europa ist nicht zuletzt ein Traditionsraum, und Historiker tragen zur Selbstverortung der Europäer bei.
Doch gibt es überhaupt eine „europäische“ Geschichte? Wenn ja, was macht sie theoretisch, empirisch und methodisch aus? Wie lässt sich eine gesamteuropäische Geschichte schreiben? In dem Seminar wollen wir die Chancen und Grenzen einer Geschichtsschreibung jenseits des Nationalstaats ausloten und danach fragen, wie die Vielfalt nationaler Erinnerungsgemeinschaften ins Verhältnis zu einer transnationalen Einheit mit einem europäischen Referenzrahmen gesetzt werden kann.
Einführende Literatur:
Frank-Lothar Kroll, Identität und Differenz. Das Problem einer integralen europäischen Geschichte, Berlin 2023
Tony Judt, Die Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, München 2006 (Studienausgabe erhältlich bei der Bundeszentrale für politische Bildung)
Jörg Echternkamp/Hans-Hubertus Mack (Hg.), Militärgeschichte europäisch, 2. erw. Aufl., Berlin/Boston 2024

Sommersemester 2023

Der soziale Ort des Militärs in der Bundesrepublik, 1945/49-2000
BA-VM, BA-S
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist „Zeitenwende“ zu einem Schlüsselbegriff der öffentlichen Debatte avanciert. Das Sprachbild mahnt angesichts der Bedrohungslage nicht nur neue außen- und sicherheitspolitische Weichenstellungen an, sondern fordert auch einen neuen Stellenwert „des Militärischen“ in der deutschen Gesellschaft. Das ambivalente Verhältnis der Deutschen zum Einsatz militärischer Gewalt, wie es in der Frage der Waffenlieferung zum Ausdruck kommt, wird als zögerliche Zustimmung beschrieben.
Um die historische Dimension des Epochenbruchs und die Hintergründe dieser Ambivalenz besser zu verstehen, wollen wir in dieser Übung fragen: Welche Bedeutung wurde dem Militär seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Aufstellung deutscher Streitkräfte 1955/56 zugesprochen? Wie änderte sich gegebenenfalls sein Platz in der Gesellschaft im Verlauf des Kalten Krieges? Wie kam es zur Beteiligung am Einsatz im Kosovo-Krieg 1999? Anhand ausgewählter Text- und Bildquellen werden wir uns mit prägenden Entwicklungen wie der Ohne-Mich-Bewegung in den 1950er Jahren, der Friedensbewegung und ihrem Protest gegen den NATO-Doppelbeschluss ab 1979 oder dem Ende des Kalten Krieges und der Hoffnung auf eine „Friedensdividende“ befassen.
Einführende Literatur:
Christoph Becker-Schaum / Philipp Gassert / Martin Klimke / Wilfried Mausbach / Marianne Zepp (Hrsg.), »Entrüstet Euch!« Nuklearkrise, NATO-Doppelbeschluss und Friedensbewegung, Paderborn 2012; Hans-Peter Kriemann, Hineingerutscht? Deutschland und der Kosovo-Krieg, Göttingen 2021.

Wintersemester 2022/23

Feldpostbriefe als historische Quelle: ein direkter Zugang zur Alltagsgeschichte des Krieges?
MA-MI
Sie waren für viele Deutsche das wichtigste Kommunikationsmittel zwischen 1939 und 1945: Feldpostbriefe und -karten verbanden die Männer an der Front mit Angehörigen und Freunden in der Heimat. Durch die 30-40 Milliarden Sendungen blieben die Menschen in Kontakt und informierten sich über ihre Erlebnisse. Erst in den 1980er Jahren hat die  Geschichtswissenschaft, nicht zuletzt die modernisierte Militärgeschichte die Feldpost als ein einzigartiges Mittel entdeckte, um einen Einblick in den Kriegsalltag zu gewinnen, der nicht durch spätere Erinnerungen getrübt ist. In umfangreichen Sammlungen wurde Feldpost zusammengetragen und (auch digital) erschlossen.
Doch ermöglichen uns diese „Ego-Dokumente“ tatsächlichen jenen unverstellten Zugang zur Vergangenheit, den sie auf den ersten Blick versprechen? Unter welchen Bedingungen wurden die Texte verfasst? Sind ihre Aussagen wirklich „authentisch“? In unserem Seminar wollen wir diese Fragen aufgreifen. Zum einen wird es darum gehen, Feldpost als Kommuni¬kationssystem vor dem Hintergrund von Zensur und Propaganda kennenzulernen. Wir werden untersuchen, welche Aspekte des Kriegserlebens hier aufscheinen – und welche nicht. Zum anderen soll das methodologische Problem diskutiert werden, wo die Chancen und die Grenzen der Feldpost als historisch-biografisches Dokument und als Quelle für die Rekon¬struktion von Alltagserfahrungen und Kriegserinnerungen liegen.
Das Seminar ist als Blockveranstaltung geplant. Als Diskussionsgrundlage dienen uns neben der gemeinsamen Lektüre von Basistexten Kurzreferate. Die dazugehörigen Thesenpapiere und Quellenmaterial sind vor dem Blockseminar auf StudIP bereitzustellen sind. Nähere Hin-weise zum Ablauf (Themenvergabe, Seminarplan) folgen rechtzeitig im Semester.
Veit Didczuneit, Jens Ebert, Jens, Thomas Jander, Thomas (Hg.), Schreiben im Krieg – Schreiben vom Krieg. Feldpost im Zeitalter der Weltkriege, Essen 2011; Jörg Echternkamp, Kriegsschauplatz Deutschland 1945. Leben in Angst – Hoffnung auf Frieden. Feldpost aus der Heimat und von der Front, Paderborn 2006

Zum Seitenanfang