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Unser Lehrkonzept: Mündigkeit durch Empirie

Liebe Studierende, willkommen in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte! In unseren Lehrveranstaltungen werden Sie rasch feststellen, dass unsere Disziplin etwas anders "tickt" als die Allgemeine Geschichte. In der Lehre geht es uns darum, Sie durch selbständiges empirisches Arbeiten zur intellektuellen Mündigkeit zu führen. Zentral dafür ist die Forschungsarbeit im Seminargespräch, in Ihren Referatsgruppen und in den Hausarbeiten. Langfristige Zusammenhänge vermitteln darüber hinaus die Vorlesungen, meist in internationaler oder interkultureller Perspektive.

Als Lehrende sind wir Ihnen in den Seminaren methodisch, aber – da Sie sich selbst zu Spezialisten entwickeln sollen – nicht immer thematisch ein paar Schritte voraus. Wir orientieren uns an einem Prinzip, das seit Humboldt den Dreh- und Angelpunkt der Hochschuldidaktik bildet, nämlich der Personalunion von Forscher und (Hochschul-)Lehrer. Sie dürfen gern unsere Publikationsverzeichnisse anschauen, wenn Sie wissen wollen, von welchen Themen wir etwas verstehen. Ihre Aufgabe ist es aber nicht, nachzuvollziehen, was wir schon durchdacht haben. Sie sollen selbst offene Fragen entwickeln. Diese zu beantworten sollen Sie Quellenbestände zu finden lernen, die systematisch und kontrolliert zu bearbeiten Ihnen möglich ist oder von uns ermöglicht wird. Systematisch und kontrolliert heißt: jeweils auf die Fragestellung bezogen, mit Blick auf den gesamten relevanten Kontext, in der Regel nicht nur lesend und interpretierend, sondern auch zählend, sortierend, rechnend und graphisch darstellend. Sie dürfen und sollen dabei durchaus riskante Themen bearbeiten, bei denen nicht von vornherein klar ist, was herauskommen wird. Empirisches Arbeiten bedeutet, dass Sie am Schluss jedenfalls in der Lage sind, fundierte eigene Aussagen zur behandelten Sache zu treffen. Es geht also nicht wie in einer Klausur nur darum, sich in ein Sachgebiet einzulesen, verschiedene Forschungspositionen aus der Literatur darzustellen und gegeneinander abzuwägen (so wichtig das ist), sondern darum, Hypothesen am Material zu testen.

Wir wissen, dass jeder Studierende und jedes Thema anders ist. Gleichheit ist in der akademischen Welt kein Wert, Freiheit im Sinne der Entfaltung von Möglichkeiten (des Themas und der Person) durchaus. Formale Prüfungsverfahren und ihre Regeln gelten auch bei uns. In ihnen liegt aber nicht Sinn und Zweck der Zumutungen und Chancen, die Wissenschaft Ihnen zu bieten hat. Das bedeutet: Sie können sich darauf verlassen, dass wir unsere Spielräume ausnutzen, um Ihnen Spielräume zu verschaffen, damit Sie  nicht nur für das Löwenportal, sondern auch für den eigenen Verstand  studieren. Sie studieren zwar im Rahmen des sogenannten  "Bologna-Prozesses", also eines sich übermäßig bürokratisierenden    Universitätssystems. Das heißt noch lange nicht, dass wir alle uns in vorauseilendem Gehorsam bemühen müssen, den Geist dieses Bologna-Prozesses zu unserem eigenen zu machen - im Gegenteil   . Das Denken ist kein Wettschwimmen, und während wir Studienanfängern durchaus einen klaren Rahmen vorgeben, etwa bei den Abgabefristen für Hausarbeiten oder bei deren formaler Gestaltung, wäre es doch ausgesprochen albern, Masterstudierende im Schwerpunktmodul noch gängeln    zu wollen.

Inhaltlich vermittelt die Professur (1) methodische Grundkompetenzen für das Geschichtsstudium auf den Feldern des Lesens und des Verstehens von Quellen (z. B. Paläographie), des Schreibens (von Hausarbeiten) und des Rechnens (Datenbanken und Statistik). In der Lehre übertragen wir (2) Theorien besonders aus den Nachbarwissenschaften Ökonomik, Ethnologie, Soziologie und Demographie in die geschichtswissenschaftliche Praxis. Schließlich (3) bearbeiten wir die folgenden inhaltlichen Felder mit einiger Regelmäßigkeit, und zwar für die Epochen Frühe Neuzeit, Neuere und Neueste Geschichte sowie nach Möglichkeit auch Zeitgeschichte:

  1. Wirtschaftswachstum, Krisen und säkulare Wechsellagen in Landwirtschaft und Industrie
  2. Historische Demografie: Geburt, Heirat, Tod und Bevölkerungswachstum
  3. Arbeit und Migration
  4. Soziale Ungleichheit und Sozialstaat
  5. Rechtsgeschichte (Kriminalität, Zivilrecht, Policey)
  6. Religionsgeschichte (Konfessionelle Wirtschaftsstile, Magie und Rationalität)
  7. Digital Humanities und Methoden der Geschichtswissenschaft

Wenn Sie bei uns studieren, sollten Sie die folgenden fünf Dokumente genauer zur Kenntnis nehmen:

  1. eine knappe inhaltliche Darstellung des Faches Wirtschafts- und Sozialgeschichte
  2. ein ausführliches Merkblatt zu den inhaltlichen und formalen Anforderungen an eine Hausarbeit (es gilt dieses Merkblatt, nicht irgendwelche anderen von anderen Dozenten oder aus anderen Fächern),
  3. eine Musterhausarbeit zur Orientierung beim Anfertigen der Hausarbeit,
  4. eine knappe Checkliste mit den wichtigsten Erwartungen an eine Hausarbeit (auch diese ersetzt andere, die anderswo zirkulieren),
  5. ein weiteres Merkblatt, in dem Sie einiges dazu erfahren, wie Sie auch ohne Archivbesuch (der auch in der B.A.-Phase durchaus empfohlen sei) Quellen finden,
  6. schließlich: den Online-Werkzeugkasten mit zahlreichen, systematisch geordneten Links zu Literatur und Quellen.

Lehrveranstaltungen der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte können Sie für die Jahre ab 2002 in den Kommentierten Vorlesungsverzeichnissen des Instituts für Geschichte (Link: http://www.geschichte.uni-halle.de/infos/pdf/) sowie (ebenfalls mit Kommentaren) in Stud.IP (Link: hier) recherchieren.

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