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Forschung

Dissertationsprojekt

"Seismograph der NS-Gesellschaft? Aushandlungen von Sexualität und Geschlecht im Spiegel der Patient:innendossiers der 'Universitäts-Nervenklinik Halle (Saale)' in den 1930er und 1940er Jahren"

Die Promotion ist vorranging im Feld der Sexualitäts- und Geschlechtergeschichte und der Geschichte der Psychiatrie des Nationalsozialismus angesiedelt. Westeuropäische Sexualwissenschaftler definierten „Homosexualität“ Ende des 19. Jahrhunderts als Krankheit – im Gegensatz zur „gesunden Heterosexualität“. Sie suchten nach Ursachen und Lösungen dieser „Abweichung“. Eine Möglichkeit schien die Behandlung im Rahmen psychiatrischer Kliniken. Die Psychiatrie im NS-Deutschland stellte sich überwiegend in den Dienst der NS-Rassenhygiene. Im Kontext der NS-Bevölkerungspolitik wurden Personen mit wahrgenommenen geschlechtlichen und/sexuellen Abweichungen pathologisiert und in psychiatrischen Kliniken behandelt.  Im Kontext der nationalsozialistischen Rassenhygiene konnte die Diagnose einer psychischen Krankheit den Ausschluss aus der NS-„Volksgemeinschaft“ bedeuten.

In meiner Dissertation erforsche ich Prozesse, in denen Geschlecht und Sexualität in der Psychiatrie während des Nationalsozialismus ausgehandelt wurden. Konstruktionen von Sexualität und Geschlecht spielten in der Konzeption von psychischen Krankheiten eine gewichtige Rolle. In einer mikrogeschichtlichen Untersuchung analysiere ich erstens 30 Patient:innenakten aus der „Universitäts-Nervenklinik“ Halle (Saale) zwischen 1930 und 1945. Diese Akten wurden erst 2020 auf dem Dachboden der heutigen „Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie“ gefunden. Bei dem Bestand handelt es sich um 232 laufende Akten aus vier deutschen politischen Systemen zwischen 1890 und 1989.

Folgende Forschungsfragen sind für mich zentral:  Wie handelten Patient:innen und behandelndes Personal Geschlecht und Sexualität in der „Universitäts-Nervenklinik“ aus? Wie und zu welchem Zweck wurden Patient:innen eingewiesen und behandelt?

Zur Kontextualisierung der im NS herrschenden Konzepte zu „Homosexualität/en“ untersuche ich zweitens psychiatrische Zeitschriften, medizinische Handbücher, Encyklopädien und Sexualratgeber in Deutschland zwischen 1919 und 1945 diskursanalytisch. Welche Aussagesysteme zu „Homosexualität/en“ gab es im medizinisch-psychiatrischen Bereich?

Forschungsschwerpunkte

  • Queer History
  • Frauen- und Geschlechtergeschichte
  • Geschichte der Homosexualitäten in Deutschland
  • Trans Geschichte in Deutschland
  • Psychiatriegeschichte
  • Vermittlungskonzepte zur Geschichte des Nationalsozialismus

Lehre

WS 2022/23: Seminar im Theorienmodul "Theorien und Methoden der Queer History" (3 SWS)

SoSe 22: "Geschlecht, Sexualität und Psychiatrie in Halle (Saale), 1919 - 1945"

WS 21/22: Seminar im BA Einführungsmodul "Sexualität und Geschlecht im Film: Pre-Code Hollywood (ca 1929 - 1934)"

SoSe 21: Seminar im BA Vertiefungsmodul "Trans* in Deutschland im 20. Jahrhundert"

WS 20/21: Seminar im BA Einführungsmodul „Trans* in Deutschland im 20. Jahrhundert“

Vorträge und Workshops

2023

  • Ende September: "Seismograph der NS-Geschichte? Sexualität und Geschlecht im Spiegel der Akten der 'Universitäts-Nervenklinik' Halle (Saale), ca. 1930 bis 1945, Spinnboden. Frauen- und Lesbenarchiv, Berlin.
  • 04.05.23, T*I*N-talk, Veranstaltungsreihe des ASTA der Universität Leipzig
  • 29.4.23, tin* stories erzählen, Buchvorstellung auf dem Gieszerfest in Leipzig
  • 27.4.23: Vortrag zum Dissertationsprojekt im Zeitgeschichtlichen Kolloquium von Prof. Dr. Wagner, Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle
  • 14.3.23: "tin* stories erzählen: Lesung und Gespräch mit Anton Schulte, Geh Denken!, Verein Gedenkdienst, depot, Wien
  • 10.2.23: "tin* stories erzählen: Lesung und Gespräch mit Anton Schulte", monaLiesa Leipzig

2022

  • 21.11.22: Buchpräsentation "tin* Geschichten: trans | inter | nicht-binäre Geschichte seit 1900" (online)
  • 05.10.22: "Sexuelle und geschlechtliche Differenzen im Spiegel derf Akten der "Universitäts-Nervenklinik, ca 1930 - 1945. Ein Werkstattbericht. - 10. Mitteldeutsche Konferenz für Psychiatrie- und Wissenschaftsgeschichte, Halle (Saale)
  • 15.03.2022: "Sexuelle und geschlechtliche Differenzen im Spiegel der Akten der 'Universitäts-Nervenklinik' Halle/Saale, 1919 - 1945", Vortrag im depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Geh Denken!" des Verein Gedenkdienst

2021

  • 16.12.2021: "Trans in Deutschland im 20. Jahrhundert", Vortrag im Rahmen der "Que(e)r einsteigen" Veranstaltungsreihe des StuRA der Universität Halle (online)
  • 12.12.2021: "Einführung in Queer History" - Arbeiten mit Psychiatrieakten aus der "Universitäts-Nervenklinik" Halle/Saale. Ausbildungsworkshop für angehende Studienfahrtenguides des "Verein Gedenkdienst", Wien, Österreich (online)

2020

  • 14.12.2020: "Queere Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und Biographieforschung im Nationalsozialismus", Vortrag für den Verein "Lambda e. V." (online)

Mitgliedschaften

Verband der Historikerinnen und Historiker

Inter und Trans Wissenschaftsnetzwerk

Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung

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