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Dissertation Scharnberg

Harriet Scharnberg: Die „Judenfrage“ im Bild. Fotoreportagen der NS-Bildpresse 1938-1943.

Projektbeschreibung

Der Fotojournalismus befand sich in seiner ersten Blütezeit, als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gelangten. Bilder eroberten die Tages- und Wochenzeitungen. Die Illustrierten, die wichtigsten Medien des fotojournalistischen Diskurses, erreichten ein Millionenpublikum. Die Nationalsozialisten bauten den Fotojournalismus und die Bildpresse fest in ihr System der Presselenkung ein und nutzten die Bilder für eine gezielte Bildpolitik.

Die Dissertation untersucht die nationalsozialistische Bildpolitik zur sogenannten Judenfrage, zum jüdischen Leben im Reich, in den besetzten Gebieten und verbündeten Staaten. Sie ergründet Visualisierungsstrategien wie den strategischen Einsatz von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Sie fragt auch danach, welche Vorstellungen die Leser bei dem Betrachten der Fotoreportagen über die „Judenfrage“, die Juden und die nationalsozialistische Judenpolitik entwickeln mussten. Im Fokus steht der Zeitraum zwischen dem Novemberpogrom, als sich die illustrierte Presse erstmals zur Teilnahme an einer antisemitischen Propagandakampagne verpflichtet sah, und dem Holocaust, als die „Judenfrage“ systematisch aus der Presse verbannt wurde.

Die Quellenbasis bilden zwölf Wochenillustrierte, unter ihnen das Flaggschiff der Gattung, die „Berliner Illustrierte Zeitung“, sowie die Parteiillustrierte, der „Illustrierte Beobachter“. Neben dem „Stürmer“ und dem SS-Organ „Das schwarze Korps“ gilt der Blick auch den Kampagnen der Tagespresse. Vergleichend nimmt die Arbeit auf die Darstellungen der englischen und amerikanischen Zeitungen Bezug. So kann die transnationale Dimension des fotojournalistischen Diskurses verfolgt werden. Um gleichsam „hinter“ die Bilder blicken zu können, wurde das fotojournalistische Rohmaterial der Reportagen aufgespürt und zudem die Überlieferung der Presselenkungsinstitutionen breit recherchiert und sorgfältig ausgewertet.

Veröffentlichungen

Das A und P der Propaganda. Associated Press und die nationalsozialistische Bildpublizistik, in: Zeithistorische Forschungen/ Studies in Contemporary History 13 (2016), Nr. 1, S. 11‑37 (im Erscheinen).

Der gelbe Stern, der blau war. Zur Kennzeichnung der Juden im Generalgouvernement, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 63 (2015), Nr. 2, S. 167‑182. S.a. die Besprechung in der FAZ   

„Tag der nationalen Arbeit“. Der 1. Mai als Erinnerungsort der extremen Rechten, in: Martin Langebach/ Michael Sturm (Hg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten. Wiesbaden 2015, S. 121‑138.

Arbeit und Gemeinschaft. Darstellungen „deutscher“ und „jüdischer“ Arbeit in der NS-Bildpropaganda, in: Marc Buggeln/ Michael Wildt (Hrsg.): Arbeit im Nationalsozialismus   , München 2014, S. 165‑186.

„Juden lernen arbeiten!“ – Ein antisemitisches Motiv in der deutschen Bildpresse 1939–1941, in: Michael Nagel/ Moshe Zimmermann (Hg.): Judenfeindschaft und Antisemitismus in der deutschen Presse über fünf Jahrhunderte. Erscheinungsformen, Rezeption, Debatte und Gegenwehr. Bd. 2, Bremen 2013, S. 841-872.

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