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Inhaltsverzeichnis 2008

Heft 18 (2008)

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Inhaltsverzeichnis

 Vorwort  (7-8)

Beiträge

Patrick Wagner
Im Schatten der „Bevölkerungsbombe" - die Auseinandersetzungen um eine Weltbevölkerungspolitik (1950-1994) oder: Zeitgeschichte als Weltgeschichte  (9-26)

Stefan Schmidt
„Jedem eine Wohnung" - Partizipationsmöglichkeiten der DDR-Bevölkerung am Beispiel der Wohnungspolitik der SED in den 1970er Jahren  (27-62)

Holger Zaunstöck
Die Zeit bei der „Asche". Erinnerungen von NVA-Soldaten als Gegenstand und konzeptionelle Herausforderung der zeitgeschichtlichen Forschung (63-79)

Werkstatt

Christian Grobler
Die Verfolgung von deutschen Zivilisten in Köthen/Anhalt zwischen Juli 1945 und März 1953 durch sowjetische Sicherheitsorgane  (80-103)

Thomas Pruschwitz
Der sowjetische Truppenabzug aus Deutschland (1990-1994):
Über den schwierigen Anfang vom Ende der sowjetischen Militärpräsenz. Interview mit Otto Freiherr Grote (104-118)

Resümees / Abstracts  (119-123)  

Resümees / Abstracts

   Patrick Wagner, Prof. Dr. phil., Lehrstuhlinhaber Zeitgeschichte, Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Zeitgeschichte zu schreiben, kann gegenwärtig nicht mehr allein heißen, nationale Geschichte(n) zu schreiben. Die Geschichte der jüngsten Zeit fordert vielmehr eine Perspektive, die Prozesse der ‚Globalisierung' erfasst, diese aber zugleich rückbindet an konkrete Erfahrungen in den nationalen, regionalen und lokalen Gesellschaften. Die Geschichte der indischen Bevölke-rungspolitik dient dem Autor daher als Fallbeispiel, an dem die Ver-schränkung globaler, nationaler und lokaler Kontexte sichtbar gemacht wird. So wird vor dem Hintergrund einer internationalen Debatte über die „Bevölkerungsexplosion" importierter Technologien, bevölkerungspolitischer Programme der UNO und der biographisch erfahrenen ‚Westernisierung' der indischen Planer erkennbar, dass ein westliches Ideal der ‚modernen Kern-familie' sowie von westlichem Planungsdenken beeinflusste Steuerungsmo-delle als Leitbilder jener nationalen Politik dienten, die in Indien zwischen 1975 und 1977 zur großenteils zwangsweisen Sterilisierung von 11 Millionen Menschen führte. Die Geburtenkontrollpolitik Indiens ist, so die These, nicht zu verstehen, ohne die Berücksichtigung globaler Institutionen, Diskurse und Akteure.

Stefan Schmidt, M.A., Doktorand, Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Die Frage, inwiefern und in welchen Formen eine politische Partizipation der Bevölkerung unter den Bedingungen der SED-Diktatur in der DDR möglich war, hat in der geschichtswissenschaftlichen Diskussion bislang relativ wenig Beachtung gefunden. Der vorliegende Aufsatz untersucht anhand von Ein-gaben ostdeutscher Bürger aus den 1970er Jahren, welche partizipatorischen Spielräume die DDR-Bevölkerung besaß und inwieweit sie auf dem Weg der Eingabe Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen konnte. Der Autor setzt das Ansteigen bzw. Absinken des Eingabenaufkommens in Beziehung zu wohnungspolitischen Entscheidungen der SED und argumentiert, dass Eingaben in der DDR in begrenztem Maße als „plebiszitäres Mittel" fungieren konnten.
 
Holger Zaunstöck, PD Dr. phil., Franckesche Stiftungen zu Halle
Die aktuelle Debatte zur Zukunft der DDR-Forschung lässt sich in die Frage übersetzen: Wie lassen sich die Geschichten beider deutscher Staaten adäquat in eine „deutsche" Nachkriegsgeschichte integrieren? Für eine solche Frage-perspektive wird künftig vor allem das Potential von alltags-, mentalitäts- und im weiteren Sinne kulturgeschichtlichen Ansätzen fruchtbar zu machen sein. Darüber hinaus gilt es, Themen und Quellen zu berücksichtigen, die bislang zu wenig in den Blick genommen wurden. Diesen Weg geht der vorliegende Aufsatz am Beispiel der Erinnerungen von Soldaten der NVA. Es wird ein die Wende von 1989 übergreifendes Erinnerungsfeld beschrieben, das den Stel-lenwert individueller Erfahrungen in der DDR für das Entstehen von Identitäten und das Entwerfen von Geschichtsbildern in der Gesellschaft des wiedervereinigten Deutschlands plastisch werden lässt. Der Autor diskutiert dabei verschiedene Quellentypen, insbesondere Internetforen und Erinne-rungsräume im Netz. Der Beitrag bietet im Hinblick auf diese Internetquellen methodisch-konzeptionelle Überlegungen an, welche die universitäre, akade-mische Forschung auf ein noch unvermessenes Geschichtsterrain führen und herausfordern können.

Christian Grobler, Lehramtsreferendar für Geschichte und Sozialkunde, Burgstädt-Penig
Kann der Forschungsstand zur sowjetischen Besatzungspolitik in Ostdeutsch-land nach 1945 mittlerweile als gut gelten, so trifft dieser Befund für die Erforschung lokaler Ausprägungen sowjetischer Herrschaftspraxis und in die-sem Kontext auch der Implementierung von Herrschaft durch Repression nur bedingt zu. Diesem Forschungsdesiderat wendet sich der Beitrag zu. Er untersucht die sowjetische Verfolgungspraxis in Köthen (Anhalt), einer Mittelstadt mit überwiegend mittelständischer Wirtschaftsstruktur und einem agrarisch geprägten Umfeld, die als typisch für den Großteil ostdeutscher Städte gelten kann. Der Autor argumentiert, dass die Repressionsmaßnahmen der sowjetischen Besatzungsmacht weit willkürlicher waren und breitere Bevölkerungsgruppen betrafen als bislang angenommen.

Thomas Pruschwitz, Student, Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, im Interview mit Otto Freiherr Grote, Oberst a.D.
Otto Freiherr Grote, Berufsoffizier der Bundeswehr und nach der deutschen Wiedervereinigung Chef des Stabes des deutschen Verbindungskommandos zur Westgruppe der sowjetischen Truppen (WGT), schildert in diesem Inter-view den sowjetischen Truppenabzug aus der DDR. Seine Erinnerungen ver-weisen auf die Probleme, die aus dem Fehlen einer funktionierenden Verwaltung und Infrastruktur, insbesondere in der Anfangsphase des Abzugs, erwuchsen. Das Interview dokumentiert die Schwierigkeiten, die Denk-strukturen des Kalten Krieges zwischen den ehemaligen Gegnern zu über-winden, ebenso wie ihr Fortwirken und Überwinden bis in die Gegenwart.

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