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Forschung - Dorothea Warneck, M.A.

Die ersten jüdischen Museen in Ostmitteleuropa zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Das Dissertationsprojekt will die Genese der ersten jüdischen Museen in Ostmitteleuropa, die Anfänge der Musealisierung des bisher ausschließlich sakral bedeutsamen, nun auch mit kultur- und kunstgeschichtlicher Bedeutung aufgeladenen jüdischen materiellen Erbes, als Phänomen der Moderne in ihren vielschichtigen inner-jüdischen, nationalen, transnationalen, wissenschaftsdisziplinären, museologischen, politischen wie sozialen Bezügen unter Berücksichtigung der jeweiligen Spezifika der einzelnen Museen untersuchen. Dabei soll zum einen der Frage nachgegangen werden, wie Vorstellungen jüdischer, polnisch-jüdischer, tschechisch-jüdischer oder imperial geprägter Identität(en) über welche Geschichtsnarrative und mit welchen Sammlungs- und Ausstellungskonzepte über das Medium Museum verhandelt, konstruiert und vermittelt werden sollten. Welche Funktion und Bedeutung kam diesen Museen im Zusammenhang mit neu zu verhandelnden Identitätskonzepten und Nationalgeschichten im Kontext tiefgreifender Brüche und Zäsuren zu Beginn des Jahrhunderts zu?

Zum anderen sollen mit dieser Arbeit Antworten auf die wissenschaftlichen Entstehungszusammenhänge dieser Museumsprojekte, ihre disziplinären Orientierungen und museologischen Spezifika gefunden werden und danach gefragt werden, welche Formen des Wissenstransfers und welche (inoffiziellen), (trans-)nationalen Netzwerke und Verbindungen es zwischen den einzelnen jüdischen Museen und ihren Akteuren gab, sowie zu anderen, nichtjüdischen Museen, etwa Nationalmuseen, Volkskundemuseen oder Kunsthistorischen Museen gab. Somit ließen sich diese frühen ostmitteleuropäischen jüdischen Museen einerseits in den gesamteuropäischen Kontext des Phänomens der Entstehung jüdischer Museen um die Jahrhundertwende einordnen und andererseits innerhalb allgemeiner nationaler wie europäischer museologischer Entwicklungen und Debatten dieser Zeit verorten. Im Rahmen der Arbeit sollen sechs Museumsprojekte exemplarisch analysiert werden, die zwischen 1906 und 1934 in den territorialen Grenzen der Zweiten Polnischen Republik sowie der Tschechoslowakei, im städtischen wie ländlichen Raum entstanden.

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