Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hallesches Wappen

Weiteres

Login für Redakteure

Dissertation Schmücking

Projektbeschreibung
Die Geschichte des Nationalsozialismus ist eng verwoben mit einer Geschichte des massenhaften Tötens und Sterbens. So war die Gesellschaft des „Dritten Reiches“ über verschiedene Etappen hinweg mit dem Tod von unzähligen Menschen, mit individueller Verlusterfahrung und Todesfurcht, aber auch – insbesondere im militärischen Kontext – mit Opfer- und Todesbereitschaft konfrontiert. Während sich die zeithistorische Forschung bislang vor allem darauf konzentrierte, die Bereitschaft deutscher Soldaten zum Töten zu ergründen, trat die Frage nach der in politischen, ideologischen und militärischen Kontexten vielfach kommunizierten Forderung nach einer bis in den Tod reichenden Opferbereitschaft tendenziell in den Hintergrund. Zugleich entwickelte der Gedanke vom heroischen Selbstopfer aber besonders im Zusammenhang mit dem ausgeprägten nationalsozialistischen Toten- und Heldenkult sowie in zahlreichen und vielfältigen Medienbeiträgen in der Tages- und Illustriertenpresse, im Rundfunk sowie in den Wochenschauen eine breitenwirksame öffentliche Präsenz.
Vor diesem Hintergrund untersucht das Dissertationsprojekt die Thematisierungen des heroischen Opfertodes in den Medien und fragt grundlegend nach den Formen, Inhalten und Entwicklungen dieser Thematisierung, den Strategien von Politik und Medien, die dem Thema zu Konjunkturen verhelfen oder von ihm ablenken sollten, sowie den Sinnstiftungs- und Deutungsangeboten, die auf diese Weise öffentlich kommuniziert wurden. Der Untersuchung liegt dabei die wesentliche Annahme zugrunde, dass es sich bei der unermüdlichen Berichterstattung über den Opfertod zu keinem Zeitpunkt um ein öffentliches Randgeschehen, sondern vielmehr um ein weitreichendes und kontinuierlich artikuliertes Phänomen handelte, das sich in spezifischen kommunikativen und medialen Strukturen entwickelte und schließlich eine unmittelbare herrschaftspraktische Relevanz gewann.
Die Untersuchung stützt sich auf eine breitgefächerte Quellenauswahl, die sowohl zeitgenössische Medienerzeugnisse als auch archivalische Quellen aus den Bereichen der Medienlenkung und -politik gleichermaßen berücksichtigt. Um die Vielfältigkeit der Inhalte und besonders auch die intermedialen Beziehungen erfassen zu können, nimmt das Projekt alle wesentlichen Medienkanäle – von der Tages- und Illustriertenpresse über den Rundfunk bis hin zu Film- und Wochenschaubeiträgen – umfassend in den Blick. Mit dieser grundlegenden Konzeption und der weitgefassten Quellenauswahl zielt das Projekt schließlich nicht allein darauf ab, einen weiteren Beitrag zur Geschichte der nationalsozialistischen Propaganda zu verfassen, sondern vielmehr die Geschichte von Medien und öffentlicher Kommunikation einerseits am Beispiel eines für die Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts äußerst relevanten Themenfeldes und andererseits unter den historischen Ausnahmebedingungen von Diktatur, Gewalt und Krieg zu untersuchen.
Kontakt:

Zum Seitenanfang