Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hallesches Wappen

Kontakt

Prof. Dr. Manfred Hettling, Professur für Neuere und Neueste Geschichte
Sekretariat: Simone Barth

Telefon: + 49 (0) 345 55 - 24294

Raum 1.01.0
Emil-Abderhalden-Str. 26-27
06108 Halle

Postanschrift:
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Philosophische Fakultät I
Institut für Geschichte
06099 Halle

Login für Redakteure

Seniorprofessur für Neuere und Neueste Geschichte

Geschichte der Neuzeit

Die "Neuzeit" ist alt. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es Versuche, die eigene Zeit auf einer linearen Zeitachse in Abgrenzung von früheren, abgeschlossenen Perioden zu bestimmen. Seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts setzt in Europa ein historisches Bewusstsein ein, das die eigene Zeit als neu, als in die Zukunft hinein offen wahrnimmt - und das auf den Begriff bringt. Was man zuerst "neue Zeit", und sogleich auch "neueste Zeit" nannte, prägte im Deutschen erst im 19. Jahrhundert den Begriff "Neuzeit".

Statt äußerer und zwangsläufig inhaltsleerer zeitlicher Bestimmungen für Epochen bietet es sich an, in diesem Bewusstsein der Veränderbarkeit und der menschlichen Gestaltungsfähigkeit der eigenen Welt das Kennzeichen der Neuzeit zu sehen. Damit beginnt die Neuzeit in diesem Sinne im 18. Jahrhundert. Pragmatisch hat es sich denn auch eingebürgert, sie mit der Aufklärung und dem Revolutionszeitalter im 18. Jahrhundert beginnen zu lassen. In der Gegenwart ergeben sich Unterscheidungskriterien zur Zeitgeschichte dann vor allem aus der Methodik.

Es hat immer wieder Versuche gegeben, den Zeitraum seit dem späten 18. Jahrhundert auch inhaltlich auf einen Leitbegriff zu bringen. Ob man es Zeitalter der Revolution, der Emanzipation, der Nations- oder der Klassenbildung genannt hat - jeweils werden damit nur Teile des vergangenen Geschehens erfasst. Jede Zeit hat dabei ihre eigene Hauptfragen in die Vergangenheit zurückverfolgt und sich eine Tradition der eigenen politischen Leitthemen konstruiert. Zurzeit ist es der Begriff der "bürgerlichen Gesellschaft" bzw. der "Zivilgesellschaft", mit dem die europäischen Gesellschaften nach dem Ende der totalitären Regime historische Bedingungen wie vergangene Vorgeschichten ihrer eigenen demokratischen Gegenwart befragen. Darin liegen attraktive Fragestellungen wie Gefahren für die historische Arbeit.

Wer sich für die "Neuzeit" interessiert, fragt also auch nach seiner eigenen Gegenwart. Diese wird ihm hier fremder erscheinen als in der Zeitgeschichte, aber vertrauter (von der Schrift und den Begriffen angefangen bis hin zu bürokratischen Organisationsstrukturen) als im Mittelalter oder in der Frühen Neuzeit. Wer sich für die "Neuzeit" interessiert, fragt nach dem, was uns nah ist - was uns aber nicht mehr direkt präsent und sichtbar ist. Um uns diese Nähe bewusst zu machen, benötigen wir Phantasie - und Theorie.

Newsarchiv

Zum Seitenanfang