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Dissertation Mau

Andreas Mau, Vom "Wunder von Bern" zur "Ware Bundesliga". Fußball im Umfeld gesellschaftlicher Modernisierung und Pluralisierung

Projektbeschreibung

Der bundesdeutsche Fußball erfuhr, ausgehend von der Gründung der Bundesliga im Jahr 1963, im Verlauf der sechziger und siebziger Jahre einen tiefgreifenden Wandel seiner sportlichen, organisatorischen und wirtschaftlichen Strukturen. Einerseits begünstigte diese Modernisierung den Aufstieg des deutschen Fußball auf der Ebene der Vereine und der Nationalmannschaft in die Weltspitze. Andererseits zerstörte sie jedoch auch die "Vereinsfamilie", die mit ihrer engen Einbettung der Vereine, der Spieler und der Anhänger in lokale Strukturen und Netzwerke den deutschen Fußball bis dahin geprägt hatte.

Der Spitzenfußball konnte trotz dieser tiefgreifenden Zäsur, die sich vor dem Hintergrund ebenso fundamentaler gesellschaftlicher und kultureller Wandlungsprozesse in der Bundesrepublik vollzog, seine althergebrachte Rolle als Publikumsmagnet bewahren. Dieser erstaunliche Befund verlangt nach Erklärungsansätzen, insbesondere hinsichtlich des Zusammenwirkens gesellschaftlicher und sportlicher Modernisierungsprozesse. Von besonderem Interesse in diesem Zusammenhang ist die Frage, ob und in welchem Maße der Fußball, jenseits der alten, im Milieu verankerten kollektiven Identität, als Projektionsfläche neuer Formen der Identitätsstiftung dienen konnte.

In einem ersten Schritt der Untersuchung werden die großen Linien der Entwicklung und des Wandels des deutschen Fußballs im gewählten Beobachtungszeitraum zwischen 1954 und 1980 beleuchtet. Hierbei stehen insbesondere die Problemfelder Professionalisierung, Kommerzialisierung, Medialisierung, Internationalisierung und Enttraditionalisierung im Mittelpunkt der Betrachtung. Der hierauf folgende zweite Schritt möchte sich einer Analyse des Fußballpublikums, das gleichsam eine Schnittmenge zwischen Gesellschaft und Fußball darstellt, zuwenden. Als Hauptquelle dieser Untersuchung dienen die Mitgliederverzeichnisse ausgewählter Bundesligavereine, mit deren Hilfe soziale und demographische Daten der Vereinsmitglieder erschlossen werden können. Die so über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten zwischen 1960 und 1980 gewonnenen Angaben erlauben nicht nur eine Analyse der Veränderungen und Kontinuitäten der Mitgliederstruktur, sondern auch deren genaue Datierung und Quantifizierung.

Das Gesamtergebnis der Untersuchung wird jedoch keineswegs aus einer bloßen Beschreibung des Wandels im Bereich des Fußballpublikums bestehen, auch wenn diese deutlich über die bisherigen Erkenntnisse der Forschung hinausgeht. Vielmehr sollen die hier sichtbar werdenden Entwicklungslinien des Fußballs in Bezug zur gesellschaftlichen und kulturellen Modernisierung der Bundesrepublik gesetzt werden.

Veröffentlichungen

  • Andreas Mau, Elf Freunde in vier Systemen. Fußball und Politik in Deutschland zwischen 1930 und 1954. Magisterarbeit 2005

Download
Magisterarbeit-Mau.pdf (857,9 KB)  vom 28.08.2009

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