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Dissertation Baldzuhn

Kurt-Uwe Baldzuhn, Vereinslandschaft- Mitgliederstrukturen und Tätigkeitsfelder. Die Heimat-, Geschichts- und Museumsvereine in der preußischen Provinz Sachsen und den anhaltischen Staaten von den Anfängen bis 1949

Projektbeschreibung

Für die Preußische Provinz Sachsen und die anhaltischen Staaten lassen sich im Untersuchungszeitraum rund einhundert Heimat-, Geschichts- und Museumsvereine nachweisen. Die Untersuchung beginnt mit dem ersten nachweisbaren Verein. Nach derzeitiger Quellenlage ist das der 1819 in Naumburg gegründete "Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen Altertums und Erhaltung seiner Denkmale". Mit der Verordnung der Deutschen Verwaltung des Inneren und der Deutschen Verwaltung für Volksbildung über die "Überführung von Volkskunstgruppen und volksbildenden Vereinen in die bestehenden demokratischen Massenorganisationen" vom 12.1.1949 endet die selbständige Existenz der hier untersuchten Vereine.

Zentrales Thema der Arbeit sind die Bedingungen, die eine Vereinsgründung und Ausübung des Vereinszweckes in den diversen Gesellschaftsordnungen möglich machten. Die Arbeit wird drei Teile umfassen.
Im ersten Teil der Arbeit werden folgende Fragen beantwortet: Wann, in welchem Ort, von wem, wie und zu welchem Zweck wurde ein Heimat-, Geschichts- oder Museumsverein gegründet? Im nächsten Schritt wird der Verein als Organisationsform untersucht. Dies beginnt mit der Frage, welche rechtlichen Regelungen in den administrativen Einheiten des hier untersuchten Territoriums in der Zeit von 1800 bis 1949 bestanden und in wie weit diese die Arbeit der Vereine begünstigte oder behinderte. Darauf aufbauend werden die Binnenstruktur und die Finanzierungsmodelle der Vereine analysiert.

Im zweiten Teil wird nach den Mitgliederzahlen, der sozialen Struktur und der Vernetzung gefragt. Wie hoch war Mitgliederzahl bei der Vereinsgründung, wie entwickelten sich die Mitgliederzahlen? Gab es Schwankungen, die in der gesamten Vereinslandschaft auftraten, wenn ja warum? In den Statuten und anderen Selbstzeugnissen postulierten die Vereine den freien Zugang für alle Interessierte. Wurde dieses Ideal im Vereinsalltag verwirklicht, wenn nicht, welche Barrieren gab es? Welche Berufe waren in den Vereinen vertreten? Schwerpunkt dieses Komplexes ist die Vernetzung der Vereinsmitglieder. Dabei werden drei Ebenen unterschieden. Erstens, die Vernetzung innerhalb der Vereinslandschaft. Einzelne Mitglieder oder ihr "Stammverein" als juristische Person waren gleichzeitig Mitglied in anderen Vereinen und bildeten so ein Netzwerk, dass auf diese Weise Einfluss und Wirkung der Vereine erhöhte. Zweitens, die Mitgliedschaft in anderen Körperschaften am Ort. Am Beispiel Haldensleben wird das Netz des bürgerlichen Engagements vom Gesangs- über den Kolonialverein bis zur Stadtverordnetenversammlung untersucht; das ermöglicht eine Analyse, inwieweit die Mitglieder des dort ansässigen "Aller-Vereins" durch dieses Netzwerk die Vereinsarbeit förderten. Drittens, die Mitgliedschaft in politischen Parteien und gesetzgebenden Körperschaften quer durch die politische Landschaft Preußens, Anhalts und des Deutschen Reiches. An Hand ausgewählter Biographien wird der Frage nachgegangen, ob und wie es eine Verbindung zwischen Vereinsarbeit und politischer Tätigkeit gegeben hat.

Der dritte Teil untersucht die Tätigkeit der Vereine. Die Heimat-, Geschichts- und Museumsvereine verstanden sich als "wissenschaftliche Vereine" und grenzten sich so von Vereinen mit wirtschaftlichen, sportlichen oder künstlerischen Zweck ab. Sie übernahmen hoheitliche Aufgaben, so bei der Durchsetzung der gesetzlichen Regelung in der Denkmalpflege, sowie Bildungs- und Erziehungsaufgaben. Es ist also der Frage nachzugehen, welche Erinnerungskultur und welches Geschichtsbild projiziert und in welchem Umfang dies als Beitrag zur staatsbürgerlichen Erziehung verstanden wurde. Dazu werden die Vortragsreihen, die archäologischen Ausgrabungen, die Sammlungen und Ausstellungen und vor allem die Vereinspublikationen untersucht.

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